Ein Zugtext!
Mit geschlossenen Augen die Aussicht verfluchen
Kann man sich noch mehr im Elend verschweifen?
Im Nebel der Nacht nach den Fixpunkten suchen
Und zitternd, fast krank nach dem Nothammer greifen
Dann dieses Zögern, das Weiß in den Knöcheln
Blass fängt sich Atem an fettigem Glas
Ich schreibe mit Fingern ein Wort in die Fläche
Ein Wort das ich oft schon an Zugfenstern las
Die Gleise ritzen das Heimweh ins Herz
Musik ist das Salz in den Wunden
Lieder von Schlössern in Himmeln aus Sand
Der Soundtrack zu einsamen Stunden
Der warmrote Atem der schlummernden Sonne
Das wolkenverhangene Vollmondgesicht
Das Atmen der rot-weiße Autobahnader
Das Ahnen des Morgens, das Ringen nach Licht
Ein Wald wie ein Schatten vom Schatten des Schattens
Darüber ein Stern der noch niemals gezählt
Strassenlaternen die Leuchtsspuren reissen
Der Kontrolleur gähnt und er lächelt gequält
Im Zug sind die Fenster die Rahmen für Bilder
Jedes bezeugt eine andere Zeit
Manch eines sticht das daneben verbrennt mich
Sind mir zu ende, sind mir zu zweit
Sie zeigen uns beide in Armen begraben
Im spätsonntagmorgenen Amselkonzert
Und dich ohne Schuhe im Weißweinrausch tanzen
Zum Takt den nur eine wie du es bist hört
Zwischen uns beiden liegt nun meine Reise
Ich schätze den Abstand in Tagen
Das muss man sich vorstellen: Ich bin nicht bei dir
Um hier mein Gedicht aufzusagen
Vielleicht heißt hier eine genauso wie du
Den Schal vorne links hast du auch
Vielleicht sieht ein Mädchen im Dunkel dir ähnlich
Wenn ich nach der Show eine rauch
Vielleicht haben einige schönere Brüste
Und putzen sich öfters die Zähne
Vielleicht zeigen manche mehr Freude darüber
Wenn ich sie in Texten erwähne
Ich stelle mir vor was du machst wenn ich weg bin
Im Haus das dich so sehr verwirrt
Hungrig, weil du die Konserve nicht aufkriegst
Nicht weißt wie der Herd funktioniert
Ins Bad kannst du auch nicht da sitzt eine Spinne
Du hast dich am Finger geschnitten
Mit Blut an die Wand ganz groß „Hilfe!“ geschrieben
Und nachts an der Kälte gelitten
Mir steigt da die Melancholie in die Augen
Der Ursprung des Wartens ist Zeit
Der kürzeste Weg zwischen liebenden Punkten
Ist immer unendlich zu weit.
So stehen du und ich alleine
Frag mich nicht warum ich weine
Weißt du, dass ich mich in deine
Augen, Arme, Hände, Beine
Ganz und gar verloren habe
Wie ein unschuldiger Knabe
Du der Schwan und ich der Rabe
Ich das Weiß und du die Farbe
Nun trau ich mich und stell die Frage
Die sonst nur ich dem Vollmond klage
Die ich seit dem fernen Tage
Als ich dich traf im Herzen trage
Was, du Sonntagmorgens spät aufstehen
Sternschnuppen am Himmel sehen
Du Auf Koks ins Kloster gehen
Du Mir So sehr den Kopf verdrehen
Du bester aller Gottespläne
Wohlfrisierte Ponymähne
Katzenbabys Freudenträne
Du mit 80 alle Zähne
Was also in Engels Namen
Die einst den schönsten aller Samen
Von den vielen die da kamen
In die Engelshände nahmen
Und dich nach ihres gleichen machten
Nach einem eigens ausgedachten
Mit höchster Perfektion vollbrachten
Plan und wie sie danach lachten
Sag, was wären deine Worte
Rein wie völlig überchlorte
Tropfen jener seltnen Sorte
Süß wie Himbeersahnetorte
Die erst im Ohr und dann im Ganzen
Körper wie Libellen tanzen
Die auf Samstagnachtsubstanzen
Heftig durch die Blutbahn schranzen
Also sag mein, Lebensgrund
Konfettiregenkunterbunt
Schnapsfass am Lawinenhund
Du, und und und und und und und
Du a du e du i o, u
Was sagst du was sagst du
Dafür raufhin da wohl dazu
Du a du e du i o, o
Wenn ich jetzt diesen Text beende
Mich langsam Richtung Ausgang wende
Abschiedsworte letzte Hände
Zwei Bier die ich von hier entwende
Bald hörst du die bleiernen Schritte der Heimkehr
Holztreppenstufen mit heiserer Kraft
Ich lege mich zu dir und rieche dich atmen
Ich habe den Weg bis nach Hause geschafft
Die Gleise, der Atem, das Wort an der Scheibe
Der Schatten, die Nacht und das Blut
Der Nebel, der Bahnhof ,der Zug der mich wegbringt
All das lebendig, all das ist gut
April 25th, 2010 at 21:48
wow. ♥
April 26th, 2010 at 19:32
lars, das ist wunderbar.
Mai 8th, 2010 at 22:48
einfach schön.