Die Omma in dir ist die Omma in mir
Kennst du das Haus wo die Omma drin wohnt
Das letzte der Straße am Rande der Stadt
Wo nach dem Asfalt gleich ein Acker beginnt
Der brach liegt seit keiner mehr Landwirtschaft hat
Das Haus, dessen Hausnummer lange vergessen
Und doch kennt es jeder und weiß wo es ist
Tu nicht als ob du das Haus nie gesehen
Es weiß wie du heißt und weiß auch wo du bist
Das Haus, das von efeuenen Armen umarmt
Als werde es selbst bald ein Stück der Natur
Dem Dach sind mehr Krähen als Ziegel geblieben
Von schwarzem Gefieder geformte Frisur
Davor wächst im Garten ein Brennnesselmeer
Darin eine Katze die Nacktschnecken jagt
Im Holz der Fassade erbricht sich ein Wurm
Der zuviel Lasur von den Brettern genagt
Dort wohnt jene Omma, das wissen die Kinder
Und jene die innerlich Kinder noch sind
Die Mär von der Omma im Haus in der Straße
Wo nach dem Asfalt gleich der Acker beginnt
Jeder weiß irgendwen anders zu kennen
Der jemanden kennt, der behauptet von sich
Die Omma sei nachts in sein Zimmer gekommen
Ich weiß du kennst Omma, die Omma kennt dich
Sie sah dich am Samstag im warmen September
Die Ferien schlugen dir rot ins Gesicht
Das Fenster zur Straße, Gardinen dahinter
Die Omma, die sah dich, doch du sahst sie nicht
Du liefst in gedankenversunkener Weise
Auf warmen Asfalt auf der Straße vorbei
Ausser der Zeit und dem Glück eines Kindes
Den Fußball und eine Mark achtzig dabei
Die Omma war wachsam, sie hat dich gesehen
Das Fenster war sauber und doppeltverglast
Sie hat auch gesehen wie du mittel Vollspann
Den Ball Richtung Omma und Doppelglas tratst
Es war keine Absicht, das glaub ich dir gerne
Das blanke Entsetzen stand dir im Gesicht
Heute noch hörst du das Klirren von Scherben
Wenn wieder der Omma ihr Fenster zerbricht
Der Ball liegt noch heute bei Omma zu Hause
Das Fenster ist immer noch nicht repariert
Gardinen verwehen im eisigen Luftzug
Vielleicht hat die Omma ja nie existiert?
Nachts, wenn du aufwachst in schwitznassen Laken
Dann glüht deine Haut wie der Strassenasfalt
Die Bettdecke hat dich wie Efeu umarmt
Das Fenster steht auf und dein Zimmer ist kalt
Du bist nicht alleine, ein Schatten bewegt sich
Hör auf dich zu kneifen, das ist hier kein Traum
Mach doch das Licht an, dann siehst du was los ist
Ich glaube bei dir steht die Omma im Raum
Die grauweißen Haare voll winziger Scherben
Das Gehen strengt an und du hörst wie sie keucht
Ohne ein Wort gibt sie dir deinen Fußball
Sie ist dir nicht böse, sie ist nur enttäuscht
Langsamen Schrittes geht Omma nach Hause
Der Ball in den Händen wiegt unendlich schwer
Während du schläfst wird er wieder verschwinden
Und du träumst von Katzen im Brennnesselmeer
Was all das bedeutet kann ich dir nicht sagen
Wie soll ich das wissen, wenn du’s nicht mal weißt
Die Lösung wohnt unweit am Ende der Straße
Frag einfach die Omma, die weiß was das heißt